?Wir treffen Mr Beaufort vor Ort?, erkl?rt Percy, als er die Tür für mich ?ffnet und mir in den Rolls-Royce hilft. L?chelnd sehe ich zu ihm auf, um mich zu bedanken – stutze jedoch. Percy hat dunkle Augenringe, und seine Haut ist farblos und fahl. Au?erdem sieht er aus, als w?re er mit seinen Gedanken nicht hier, sondern ganz woanders.
?Wie geht es Ihnen eigentlich, Percy??, frage ich.
?Mir geht es gut, Miss, danke der Nachfrage?, kommt die mechanische Antwort. Mit einem h?flichen L?cheln schlie?t Percy die Tür hinter mir und geht um das Auto rum. Die Trennwand ist nicht hochgefahren, und ich beobachte stirnrunzelnd, wie er hinter dem Lenkrad Platz nimmt. Kommt es mir nur so vor, oder sind die wei?en Str?hnen in seinen Haaren seit Cordelia Beauforts Tod deutlich mehr geworden?
?Wie lange arbeiten Sie eigentlich schon für die Beauforts??, frage ich und rutsche auf meinem Sitz ein bisschen vor.
?Seit über fünfundzwanzig Jahren, Miss.?
Ich nicke mitfühlend. ?Das ist ganz sch?n lange.?
?Ich habe Mrs Beaufort schon gefahren, als sie Anfang zwanzig war.?
?Wie war sie so??
Einen Moment lang scheint Percy nach den richtigen Worten zu suchen. ?Unerschrocken und mutig. Sie hat schon w?hrend des Studiums die Firma auf den Kopf gestellt, ganz zum Missfallen ihrer Eltern. Aber es hat sich gelohnt.? Im Rückspiegel sehe ich, wie seine Augen kleiner werden, als würde er l?cheln. ?Sie hatte immer ein Gespür für Trends. Selbst hochschwanger ist sie noch zur Arbeit gegangen und hat dort alles in die Wege geleitet. Nichts hat das Logo des Unternehmens getragen, was nicht von ihr h?chstpers?nlich abgesegnet wurde. Sie …? Percy unterbricht sich selbst. ?Sie war eine gro?artige Frau?, endet er schlie?lich mit rauer Stimme.
Eine Welle von Mitgefühl erfasst mich. Percy macht den Eindruck, als h?tte Mrs Beaufort ihm eine Menge bedeutet. Wenn ich den Blick in seinen Augen richtig deute, vielleicht sogar mehr als nur das.
?Geht es Ihnen wirklich gut, Percy??, wispere ich.
Der Chauffeur muss sich r?uspern. ?Irgendwann wird es mir wieder gut gehen, Miss. Ich brauche nur ein bisschen Zeit.?
?Natürlich. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann …? Ich wei? zwar nicht, wie ich Percy helfen k?nnte, aber in diesem Moment fühlt es sich richtig an, ihm das anzubieten.
?Es gibt tats?chlich etwas, was Sie für mich tun k?nnten.? Unsere Blicke treffen sich im Rückspiegel. ?Bitte passen Sie gut auf James auf.?
Mein Atem stockt, und ich muss schlucken.
?Das werde ich?, sage ich nach einem kurzen Moment. ?Versprochen.?
Nach zwanzig Minuten ist die Fahrt vorbei. W?hrend Percy den Wagen parkt, schaue ich aus dem Fenster und betrachte durch die abgedunkelte Scheibe des Autos die Fassade des Restaurants, vor dem wir zum Stehen gekommen sind. Die Strecke, die wir gefahren sind, hat auf jeden Fall in Richtung Pemwick geführt. Trotzdem kommt mir die Umgebung nicht bekannt vor.
Percy ?ffnet die Tür und hilft mir beim Aussteigen. Die Sonne geht gerade unter und taucht das graue Geb?ude vor mir in ein orangerotes Licht. Der verschlungene Schriftzug The Golden Cuisine leuchtet bereits, und als Percy auf den Eingang deutet, schl?gt mein Herz mit einem Mal ein bisschen schneller.
?Mr Beaufort wartet drinnen auf Sie. Viel Spa?, Ms Bell.?
Ich bedanke mich bei Percy, dann gehe ich nerv?s auf den Eingang zu. Als ich durch die Tür trete, wartet James bereits auf mich. Wie von selbst breitet sich ein L?cheln auf meinem Gesicht aus. Ich bin so erleichtert, dass es mir inzwischen wieder so mit ihm geht.
Er tr?gt ein schwarzes Hemd und einen blauen, grob karierten Beaufort-Anzug, der ihm wie angegossen passt. Auf der rechten Brusttasche kann ich das winzige Monogramm mit seinen Initialen erkennen.
James erwidert mein L?cheln z?gerlich und nimmt mich genauso in Augenschein wie ich ihn. Meine Kehle wird trocken, als sein Blick an meinem K?rper hinabgleitet.
?Du siehst sch?n aus?, raunt er.
Ich bekomme G?nsehaut. ?Danke. Du auch.?
Er bietet mir seinen Arm und führt mich dann weiter ins Innere des Restaurants. Es ist voll, und ich kann blo? einen einzigen freien Tisch erkennen. Automatisch gehe ich davon aus, dass er uns geh?rt, doch James geht durch eine Seitentür zu einer Treppe, die ins obere Stockwerk führt.
Als wir oben angekommen sind, stockt mir der Atem. Wir befinden uns in einem verglasten Wintergarten. In der Mitte des Raums steht ein Baum, an dessen ?sten bunt leuchtende Laternen baumeln. An der Decke und entlang der Fenster sind Lichterketten angebracht, die einen warmen Schein abgeben und dem Wintergarten eine magische Atmosph?re verleihen. Nur ein einziger der kleinen runden Tische ist gedeckt.
James führt mich zu unserem Tisch. Er benimmt sich wie ein Gentleman, zieht meinen Stuhl zurück und schiebt ihn unter meine Knie, sodass ich mich setzen kann.