?Du h?rst ja gar nicht auf?, merkt James irgendwann belustigt an.
?Du hast gesagt, ich soll mir keinen Zwang antun.?
James lacht. Als das Essen kommt, stelle ich überrascht fest, dass wir schon seit einer Stunde hier sitzen und uns unterhalten, ohne dass es auch nur ein einziges Mal zu einem unangenehmen Moment gekommen ist oder wir krampfhaft nach einem neuen Gespr?chsthema gesucht haben. Im Gegenteil, wir sprechen so unbefangen miteinander wie schon lange nicht mehr. Vielleicht sogar wie noch nie zuvor.
Die Zeit im Wintergarten ist wundersch?n – und viel zu schnell vorbei. James sagt, dass er bei meinen Eltern einen guten Eindruck machen und mich deshalb vor Mitternacht zurückbringen will, was ich z?hneknirschend akzeptiere. Wenn es nach mir gegangen w?re, h?tten wir noch ewig unter den Lampions sitzen und reden k?nnen.
Bevor ich meine Jacke anziehe, trete ich noch mal an das Fenster an der Seite des Wintergartens. Zwar ist es inzwischen stockdunkel, aber der Anblick ist trotzdem wundersch?n. Der Himmel ist frei von Wolken, und ich kann Sterne am Firmament erkennen.
Ich habe noch nie einen so magischen Abend erlebt, und ich m?chte ihn unbedingt für mich festhalten. Also hole ich mein Handy raus und mache ein Foto. Als ich das Ergebnis begutachte, muss ich allerdings feststellen, dass man nicht wirklich etwas darauf erkennen kann.
James tritt hinter mich – so nah, dass sich die H?rchen an meinen Armen aufstellen. Es ist trotzdem nicht genug. Ich lehne mich zurück und gegen ihn. Z?gerlich hebt James einen Arm und schlingt ihn um mich. Er drückt mich an sich, w?hrend ich meinen Kopf nach hinten sinken lasse. Der Moment ist so sch?n, so intim, dass ich kurz die Augen schlie?en muss. Ich lausche seinem Atem und der Musik, die leise durch den Wintergarten hallt. Pl?tzlich habe ich eine Idee.
?Darf ich ein Bild machen??, frage ich leise.
Ich kann spüren, dass er nickt, als seine Haarstr?hnen meine Wange kitzeln. Ich hebe mein Handy hoch und stelle die Frontkamera ein.
?L?chle mal?, fordere ich James auf.
Zusammen l?cheln wir in die Kamera, er mit seinen Armen um meinen K?rper, hinter uns der mit Laternen behangene Baum in diesem magischen Wintergarten.
Dieses Bild wird ab sofort jenes ersetzen, das ich von Instagram gestohlen und heimlich auf meinem Laptop gespeichert habe, beschlie?e ich. Doch der Gedanke verblasst, als James das Gesicht an meinem Hals vergr?bt. Er holt tief Luft und presst seine Lippen auf meine Halsbeuge. Mein Atem stockt, gleichzeitig durchf?hrt ein heftiges Prickeln meinen K?rper. Ich lege meine Hand über seine und halte sie fest, zugleich überkommt mich das unstillbare Verlangen, ihm noch n?her zu sein. Ich lehne mich weiter zurück, drücke mich fast schon gegen ihn, bis ich ihn scharf einatmen h?ren kann.
Mit einem Mal bewegt James sich kein Stück mehr. Mein eigener Atem geht viel zu schnell. Als ich seine Hand kurz drücke, brauchen wir keine Worte mehr. James dreht mich schwungvoll zu sich rum, und im n?chsten Moment finden sich unsere Lippen wie von selbst.
James schlingt beide Arme um mich und h?lt mich fest. Meine H?nde liegen auf seiner Brust, und ich lasse sie weiter nach unten wandern, bis sie seinen Bauch berühren, was ihm ein St?hnen entlockt. Es klingt genauso verzweifelt, wie ich mich fühle. In diesem Moment habe ich nicht das Gefühl, dass noch eine Grenze zwischen uns besteht. Wir sind einfach wir. Genau wie vorher auch und dennoch ver?ndert. Alles fühlt sich bedeutungsvoller an. James’ Lippen auf meinen zu fühlen ist immer noch genauso aufregend wie bei unserem ersten Kuss, aber gleichzeitig kenne ich ihn inzwischen. Ich kenne diese Bewegung, die er mit der Zunge macht, das Gefühl seiner Z?hne an meiner Unterlippe. Als seine Hand zu meinem Hintern gleitet und er mich noch enger an sich zieht, kann ich seine Erektion an meiner Hüfte fühlen.
Meine Knie werden weich. Ich dr?nge mich gegen ihn, bis er fast nach hinten stolpert, küsse ihn energischer, lasse mich v?llig von meinen Gefühlen und dem hei?en Brennen in meinem Inneren leiten.
Doch dann rei?t er pl?tzlich seine Lippen von meinen. Ich bin noch so im Rausch, dass mir ganz schwindelig ist. James drückt seine Stirn schwer atmend gegen meine. Seine Hand verschwindet von meinem Hintern, stattdessen legt er sie an meinen Hinterkopf und streichelt ihn sachte.
?Wir müssen aufh?ren.?
Ich brauche einen Moment, bis ich verstehe, was er gerade gesagt hat. ?Wieso??, flüstere ich.
Er schüttelt nur den Kopf.
?Mr Beaufort??, erklingt die Stimme des Kellners unvermittelt.
James l?sst mich nicht los, sondern gibt nur ein Brummen von sich.
?Ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, dass Ihr Fahrer jetzt bereitsteht?, f?hrt der Kellner fort, sichtlich peinlich berührt.