Home > Books > Save You (Maxton Hall, #2)(12)

Save You (Maxton Hall, #2)(12)

Author:Mona Kasten

Schweigen. Ich glaube, keiner der Jungs holt überhaupt nur Luft. Sie wussten vielleicht, dass Mum gestorben ist, aber diese Information ist offensichtlich neu für sie.

?Mein Vater hat es uns erst erz?hlt, als wir wieder hier waren. Er wollte nicht, dass wir die Interviews vermasseln.? Bei der Erinnerung an das Gespr?ch mit Dad durchl?uft es mich kalt. Ich betrachte meine blaue Hand, balle sie zur Faust und lockere sie wieder.

Wren legt eine Hand auf meine Schulter. ?Wir haben vermutet, dass etwas Schlimmes passiert sein muss?, murmelt er nach einer Weile. ?Ich habe dich so noch nie erlebt. Aber Lydia hat nichts erz?hlt, und du warst kaum ansprechbar …?

Keshav r?uspert sich. ?Heute Nachmittag gab es eine Pressemitteilung von Beaufort. Da haben wir es erfahren.?

Ich schlucke schwer. ?Ich wollte einfach nicht nachdenken. über … gar nichts.?

?Es ist okay, James?, sagt Wren leise.

?Und ich hatte Angst, dass es Wirklichkeit wird, wenn ich es ausspreche.?

Endlich hebe ich den Blick und sehe in die betroffenen Gesichter meiner Freunde. Keshavs Augen gl?nzen verd?chtig, w?hrend Alistairs Wangen keinerlei Farbe mehr haben. Dass meine Jungs meine Mum seit ihrer Kindheit kannten und die Nachricht ihres Todes sie vermutlich ebenfalls mitnehmen würde, habe ich überhaupt nicht bedacht. Pl?tzlich wird mir klar, wie egoistisch meine Reaktion gewesen ist. Ich habe nicht nur die Realit?t ignoriert und Ruby verletzt, sondern auch meine Freunde und Lydia mit meinem Handeln von mir gesto?en.

?Du wirst das überstehen. Ihr werdet das überstehen?, sagt Wren. Ich folge seinem Blick und entdecke Cyril und Lydia im Türrahmen stehen. Lydias Wangen und Augen sind ger?tet. Mit Sicherheit sehe ich genauso aus.

?Ganz gleich, wie es sich im Moment anfühlen mag: Ihr seid nicht allein. Ihr habt uns. Okay??, f?hrt Wren eindringlich fort und drückt meine Schulter. Der Blick in seinen braunen Augen ist ernst und fest.

?Okay?, erwidere ich, auch wenn ich keine Ahnung habe, ob ich ihm das glauben kann.

4

Lydia

Percy betritt den Flur, als ich gerade dabei bin, mir Mums Perlenkette um den Hals zu legen. ?Sind Sie bereit für die Abfahrt, Miss??, fragt er und bleibt ein paar Schritte entfernt von mir stehen. ?Mr Beaufort und Ihr Bruder warten bereits im Auto.?

Ich antworte nicht. Stattdessen hake ich den Verschluss der Kette ein und überprüfe anschlie?end ein letztes Mal meine Hochsteckfrisur. Dann lasse ich langsam die H?nde sinken.

Ich betrachte mein Spiegelbild. Dads Bestattungsplanerin hat sich nicht nur um alles Organisatorische gekümmert, sondern auch dafür gesorgt, dass Dad, James und ich heute Morgen von einer Stylistin hergerichtet wurden. ?Wasserfeste Mascara – die wird dir dabei helfen, den heutigen Tag zu überstehen, Sü?e?, hat die junge Frau gezwitschert.

Ich habe kurz erwogen, mit beiden H?nden über meine von der Schminke noch feuchten Augen zu wischen, um das Werk zu zerst?ren, aber der strenge Blick meines Vaters hat mich davon abgehalten. Nur seinetwegen sehe ich jetzt pr?sentabel aus. Sogar mehr als das. Ich habe mehr Make-up im Gesicht als bei jedem Shooting, das wir jemals für eine Kollektion von Beaufort gemacht haben. Der Lidschatten und dezente Eyeliner sind fein s?uberlich aufgetragen, drei Schichten wasserfeste Wimperntusche verkleben meine Wimpern, und mein Gesicht ist scharf konturiert. So stehen meine Wangenknochen ein bisschen deutlicher hervor, als es in der letzten Zeit der Fall gewesen war.

Mein Dad hat verwundert die Stirn gerunzelt, als die Stylistin mein rundliches Gesicht kommentiert hat. Wahrscheinlich würde ich die Schwangerschaft noch einen oder zwei Monate verbergen k?nnen – viel l?nger aber nicht.

Sobald ich mir vorstelle, wie meine Familie darauf reagieren wird, fühlt es sich an, als würde mir jemand die Luft abschnüren. Doch daran darf ich jetzt nicht denken. Nicht heute.

?Nein?, antworte ich nach einer gefühlten Ewigkeit auf Percys Frage, drehe mich aber trotzdem um und laufe forschen Schrittes zum Ausgang. Percy folgt mir schweigend. Bei der Garderobe will er mir in meinen Mantel helfen, aber ich drehe mich von ihm weg. Sein Blick ist so mitfühlend, dass ich ihn in diesem Moment nicht ertragen kann, also schlüpfe ich eigenst?ndig in die ?rmel und trete dann nach drau?en. Der gesamte Vorhof unseres Anwesens ist mit Frost überzogen, der in der Sonne leicht glitzert. Vorsichtig gehe ich die Stufen der Eingangstreppe nach unten und zur schwarzen Limousine, die direkt davor parkt. Percy macht mir die Tür auf, und ich bedanke mich bei ihm, bevor ich einsteige und mich neben James auf die hintere Sitzbank fallen lasse.

Die Stimmung im Wagen ist gedrückt. Weder James noch mein Vater, der auf der Bank seitlich von uns sitzt, nehmen mich zur Kenntnis. W?hrend ich ein schwarzes Etuikleid mit Volants an den langen ?rmeln trage, sind sie beide in schwarze Anzüge gekleidet, die eigens für diesen Tag angefertigt wurden. Die dunkle Farbe des Stoffs l?sst meinen Bruder noch blasser aussehen, als er ohnehin schon ist. Die Stylistin hat sich zwar bemüht, ihm ein bisschen Farbe ins Gesicht zu zaubern, funktioniert hat das allerdings nicht. Bei Dad hingegen hat das Make-up Wunder bewirkt: Von den Blutergüssen um sein Auge ist nichts mehr zu sehen.

 12/116   Home Previous 10 11 12 13 14 15 Next End