Mit verbissenem Gesichtsausdruck legt Kesh an Tempo zu, und ich ziehe unter einem Ruf von Alistair nach. Dadurch, dass ich ein Training in der Woche verpasse, stehe ich ohnehin unter Beobachtung. Nicht nur von meinen Freunden, sondern auch von Coach Freeman. Ich kann es mir nicht erlauben, jetzt nachzulassen, auch wenn meine Brust bei jedem Atemzug brennt wie die H?lle.
Am Ende kommen Kesh und ich beinahe gleichzeitig an. Ich bin so au?er Atem, dass ich es nur mühsam schaffe, mich nicht auf alle viere fallen zu lassen. Kesh h?lt mir die Faust hin, und ich schlage ihn ab, w?hrend Wren mich schubst. ?Du bist ein Biest. Wie hast du so schnell aufgeholt, Beaufort??
Ich zucke mit den Schultern, noch immer viel zu fertig, um auch nur ein Wort herauszubringen.
?Ihr habt heute richtig gut mitgezogen, Jungs!?, ruft Coach Freeman und klatscht mehrmals in die H?nde. Er l?sst seinen Blick über jeden Einzelnen von uns streifen, dann breitet sich ein L?cheln auf seinen Lippen aus. ?Zur Feier des Tages lasse ich eine Runde springen.?
Wir jubeln. Zwar nimmt der Coach uns beim Zirkeltraining hart ran, aber das kommt nur zweimal im Term vor, und in den meisten F?llen l?dt er uns danach in ein Pub in der N?he der Schule ein und versorgt uns mit Burgern und Pommes – was uns jedes Mal vergessen l?sst, wie sehr er uns die Stunden davor hat leiden lassen.
?Was will Lexington denn hier??, fragt Cyril unvermittelt, den Blick auf den Eingang des Sportplatzes geheftet.
Die gesamte Mannschaft dreht sich um. Ich glaube, ich habe Rektor Lexington noch nie auf dem Trainingsplatz gesehen.
?Habt ihr schon wieder irgendeinen Schei? gemacht??, h?re ich jemanden hinter mir sagen, als der Coach auf Lexington zugeht und sich kurz mit ihm unterh?lt. Natürlich ist die Frage an mich und meine Jungs gerichtet, aber keiner von uns antwortet. Stattdessen überschlagen sich meine Gedanken. Irgendetwas muss passiert sein, wenn der Rektor zu uns kommt. Ich frage mich nur, was.
Wenig sp?ter joggt Coach Freeman zu uns zurück und klatscht in die H?nde. ?Plan?nderung, Jungs! Geht in die Boyd Hall. Das Veranstaltungskomitee braucht Hilfe beim Aufbau für die Gala morgen Abend.?
Ich erstarre. Es ist achtzehn Uhr. Die Dekorationsfirma sollte mit dem Aufbau l?ngst fertig sein.
Ein ver?rgertes Murmeln geht durch die Runde, und Coach Freemans Blick verdunkelt sich. ?Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Ab in die Boyd Hall, sofort.?
18
Ruby
Ich glaube, Lin und ich haben noch nie so kurz vor einem Nervenzusammenbruch gestanden wie heute. Wie mit James und den anderen besprochen, sind wir um sechzehn Uhr in die Boyd Hall gegangen, um den Saal gemeinsam mit der Dekorationsfirma für morgen Abend fertig zu machen. Doch dort haben wir niemand au?er Hausmeister Jones vorgefunden, der laut und nicht jugendfrei in ein Telefon geflucht hat, nur um uns dann mitzuteilen, dass die Firma aus Versehen doppelt gebucht und sich für den lukrativeren der beiden Auftr?ge entschieden hat.
Einige Minuten stand ich einfach nur unter Schock, dann habe ich mich zu Lin umgedreht. Ein Blick in ihre Augen genügte, um zu sehen, dass sie in Gedanken gerade auch alle Optionen durchging, die uns noch blieben.
Hausmeister Jones erz?hlte, dass die Firma sich nach einigem Hin und Her wenigstens dazu bereit erkl?rt hat, uns in der n?chsten Stunde das Dekomaterial vorbeizufahren, das wir bei ihnen bestellt hatten. Trotzdem waren wir viel zu wenige Personen, um alles in der kurzen Zeit angemessen vorzubereiten.
Als dann auch noch Rektor Lexington pl?tzlich neben uns stand und sich v?llig fassungslos in der leeren und ungeschmückten Halle umgesehen hat, w?re ich am liebsten im Erdboden versunken. Zerknirscht erkl?rte ich, was passiert war, in der Erwartung, dass er entt?uscht den Kopf schütteln und sich eine neue Leitung für das Event-Team suchen würde, doch zu meiner überraschung sah er mich nur entschlossen an und verkündete, dass er sich um Hilfe kümmern würde.
Wenig sp?ter gingen die Türen zur Boyd Hall auf, und die gesamte Lacrosse-Mannschaft betrat den Raum. James ist, ohne einen Blick in unsere Richtung zu werfen, mit grimmigem Gesichtsausdruck auf direktem Weg zu Hausmeister Jones marschiert, w?hrend ich fasziniert beobachtet habe, wie Rektor Lexington sich vor dem restlichen Team aufgebaut, auf mich und Lin gedeutet und verkündet hat, dass alle weiteren Anweisungen ab jetzt von uns kommen würden.
Danach habe ich auf Autopilot umgestellt und versucht, die verschiedenen Aufgaben so strukturiert wie m?glich an die Jungs zu verteilen. Das ist jetzt eineinhalb Stunden her, und inzwischen habe ich mich vom Rand des Nervenzusammenbruchs wieder entfernt – genau wie Lin.
?Es nimmt immer mehr Gestalt an, findest du nicht??, meint sie neben mir, w?hrend wir zusammen ein Kabel von der Bühne quer durch die Halle zum Technikpult ausrollen.