Ich sehe auf und betrachte die Boyd Hall. Ein Gro?teil der Dekoration ist bereits an den W?nden angebracht, die Bühne ist fast vollst?ndig aufgebaut, und Alistair und Wren haben zu zweit alle Tische auf der freien Fl?che davor aufgestellt.
?Noch ein Stück nach rechts, Ellington?, h?re ich Coach Freeman pl?tzlich sagen und schaue mir die Anordnung ein bisschen genauer an.
Oh nein. Zwischen den Tischen ist viel zu wenig Abstand. Ich gehe zu Coach Freeman und l?chle ihn diplomatisch an. ?Vielen Dank für Ihre Hilfe, Coach Freeman, aber wenn die Tische so nah aneinanderstehen, kommt niemand mehr durch.?
Er blinzelt perplex. Dann r?uspert er sich und zieht seine Cap tiefer in die Stirn. Er geht einen Schritt zurück und überl?sst mir mit der anderen Hand den Vortritt.
?Alistair?, sage ich. ?Warte mal kurz.? Ich gehe zu ihm und erkl?re, wie gro? der Abstand zwischen den Tischen mindestens sein muss, damit die G?ste genügend Freiraum haben. ?Die erste Reihe darf auch nicht zu nah an der Bühne sein. Wir k?nnen nicht von den Leuten erwarten, dass sie viel spenden, wenn sie so dicht an den Lautsprechern sitzen und nach der Veranstaltung vermutlich nichts mehr h?ren.?
Alistair starrt mich an, w?hrend Wren aufst?hnt. ?Hei?t das, wir müssen alle drei?ig Tische umstellen? Wei?t du, was wir heute schon für ein Training hinter uns haben? Ich spüre meine Arme jetzt schon nicht mehr.?
Ich l?chle freundlich, aber bestimmt und sehe sie so lange erwartungsvoll an, bis Alistair seufzend den Kopf schüttelt. ?Du bist echt knallhart, Ruby.?
W?hrend Wren und Alistair die Tische an die richtigen Stellen rücken, beginnen Lin und ich die Anschlüsse am Technikpult zu überprüfen.
?Wenn das so weitergeht, werden wir tats?chlich fertig?, sagt Lin, aber ich h?re sie kaum, weil in diesem Moment James durch die gro?e Eingangstür hereinkommt.
Er tr?gt einen Tisch und schaut kurz auf den Plan, den Jessalyn ihm hinh?lt. Er sieht sich um und geht dann zielstrebig zum ?u?eren Rand der Halle, wo er den Tisch an genau der richtigen Stelle abstellt. Danach wischt er sich mit dem Handrücken über die Stirn.
Alistair hat nicht übertrieben, als er gesagt hat, dass er seine Arme nicht mehr spürt – alle Lacrosse-Spieler sehen mittlerweile richtig fertig aus. Heute war das berüchtigte Zirkeltraining von Coach Freeman dran. Da schon das Training bei unserer Sportlehrerin dafür sorgt, dass ich h?llischen Muskelkater bekomme, will ich nicht wissen, wie es den Jungs morgen gehen wird.
Ich beobachte James dabei, wie er eine Flasche Wasser von Doug annimmt und ein paar Schlucke trinkt. Ein merkwürdiges Flattern macht sich in meinem Bauch breit. Mit dem feuchten Haar, den Trainingsklamotten und den ger?teten Wangen gibt James wirklich keinen schlechten Anblick ab. Eher im Gegenteil. Ich schlucke schwer. Pl?tzlich erinnere ich mich an das letzte Mal, als ich ihn atemlos, verschwitzt und mit rotem Gesicht gesehen habe. Damals war er nackt, hat mir vertraute Dinge ins Ohr geflüstert und mich besinnungslos geküsst.
?Erde an Ruby?, unterbricht Lin meine Trance. ?Kannst du mir das Kabel geben??
?Ja.? Hastig wende ich den Blick ab und versuche, meine Gedanken in unschuldiges Terrain zurückzulenken.
Erst sp?tabends sind wir mit dem Aufbau fertig. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, die Stoffbahnen an den Fenstern entlangzuspannen und die beleuchteten S?ulen neben der Bühne aufzubauen, wofür wir mehrere Anl?ufe gebraucht haben. Es gab einen Zwischenfall, als ein Teil der Bühne weggebrochen ist und beinahe Doug erschlagen h?tte – aber zum Glück ist er mit einem Schreck und einer Schramme an seinem Arm weggekommen, die Camille überraschend fürsorglich verarztet hat.
Wir haben ein paar Kompromisse machen müssen – zum Beispiel konnten wir die Decke nicht schmücken –, aber alles in allem kann sich das Ergebnis sehen lassen. Gerade jetzt, wo es dunkel ist, und die Kronleuchter mit ihrem warmen Schein den Saal erhellen.
Die runden Tische sind allesamt fertig eingedeckt: Auf der wei?en Tischdecke haben wir silberne Tischl?ufer ausgebreitet und darauf hohe silberne Kerzenhalter, akkurat gefaltete Servietten und feinstes Porzellangeschirr verteilt. An jedem Tisch ist ein Schild mit der jeweiligen Tischnummer befestigt, die Jessalyn gebastelt hat. An den Seiten der Bühne h?ngen zwei Leinw?nde. W?hrend auf der linken die Pr?sentation über das Familienzentrum, die Doug erstellt hat, l?uft, scheint die rechte noch nicht zu funktionieren. Aber das werde ich mir sp?ter noch mal in Ruhe ansehen und notfalls für morgen früh ein Treffen mit dem Maxton-Hall-Techniker arrangieren. Die Glühbirnen, die James Anfang der Woche organisiert hat, tauchen den Raum stellenweise in bl?ulich lilafarbenes Licht, und der Projektor-Scheinwerfer wirft kleine leuchtende Kreise an die W?nde.