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Save You (Maxton Hall, #2)(66)

Author:Mona Kasten

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekomme, wie Ruby und Kieran weiter in Richtung Bühne gehen. Schnell folge ich ihnen, nur um dann zehn Minuten lang zuzuh?ren, an was im Laufe des Abends noch alles gedacht werden muss. Verstohlen blicke ich mich um, aber Ruby sieht immer wieder zu mir rüber, als h?tte sie Angst, dass ich bei der erstbesten Gelegenheit die Flucht ergreifen und mich in die Arme eines wahllosen Maxton-Hall-Schülers werfen k?nnte. Ich überlege, wie lange es wohl dauern wird, bis sie ein bisschen lockerer oder zumindest zu besch?ftigt ist, um jeden Schritt, den ich mache, wie ein Adler zu beobachten.

Als die Gala schlie?lich offiziell beginnt, sitze ich an einem halb leeren Tisch ganz hinten, sodass ich kaum etwas von dem erkennen kann, was auf der Bühne passiert. Das sind die Sitzpl?tze für das Veranstaltungskomitee, wie Kieran mir wenig sp?ter erkl?rt, und tats?chlich kommen eine Handvoll Schüler in unregelm??igen Abst?nden zu uns, setzen sich kurz und trinken etwas, nur um drei Minuten sp?ter wieder aufzuspringen und zu verschwinden.

Im Moment h?lt ein junger Mann einen Vortrag über seine Depression und erz?hlt, wie er nur durch die Hilfe des Familienzentrums wieder auf die Beine gekommen ist. Es ist eine sehr ergreifende Rede, die den gesamten Saal in ihren Bann zieht. Ich kann sehen, wie einige G?ste sich mit Stofftaschentüchern die Augen tupfen oder mit konzentriert gefurchter Stirn nicken. Auch Kieran neben mir scheint absolut gefesselt.

?Hey?, flüstere ich ihm zu. ?Ich gehe mir kurz was zu trinken holen. M?chtest du auch was??

?Ich kann mitkommen?, sagt er sofort und macht Anstalten aufzustehen.

?Quatsch?, winke ich ab. ?Das schaffe ich schon allein. M?chtest du was??

Kieran z?gert einen Moment, und sein Blick huscht zwischen mir und dem Redner hin und her, dann schüttelt er den Kopf. ?Nein, danke.?

Ich nicke und gehe zur Bar, wo einer der Kellner mich freundlich anl?chelt und fragt, was ich trinken m?chte.

?Ein Glas Sekt bitte?, sage ich, als w?re es v?llig selbstverst?ndlich, aber entweder sieht man mir meine sechzehn – fast siebzehn! – Jahre an, oder er hat die Anweisung, gar keinen Schülern Alkohol auszuschenken, denn er schüttelt langsam den Kopf.

Ich seufze. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als den Kinderpunsch auszuprobieren, der auf dem Buffet neben der Bar aufgebaut ist. Ich nehme mir eines der hübschen Kristallgl?ser, halte es ins Licht und betrachte die kaleidoskopartigen bunten Lichtpunkte, die den Raum in sanfte Farben tauchen.

Im selben Moment, in dem ich beginne, Punsch aus der gro?en Schüssel in mein Glas zu sch?pfen, bricht donnernder Applaus im Saal aus. Offensichtlich ist die Rede vorbei.

Ich gehe ein paar Schritte zur Seite, um den anderen G?sten nicht den Weg zum Buffet zu versperren.

?Hallo, Sch?nheit?, erklingt dicht neben mir eine Stimme.

Ich erstarre. Dann bei?e ich die Z?hne zusammen.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich so angesprochen werde. Einige Jungs in meiner Schule haben in der Vergangenheit Wetten darauf abgeschlossen, wer mich mit welchem Anmachspruch am schnellsten rumkriegt – nur zum Spa?, versteht sich.

Ich mache automatisch dicht und drehe mich mit dem Glas in der Hand um.

Vor mir steht ein junger Mann. Er hat ein attraktives Gesicht, einen sch?nen vollen Mund, dunkelbraune Haut und beinahe schwarz wirkende Augen mit Wimpern, auf die ich ein bisschen neidisch bin, weil sie so geschwungen sind. Er ist ein kleines Stück gr??er als ich, sein Haar ist kurz und kraus, und er hat einen minimalen Bartschatten. Auch er tr?gt einen Anzug, allerdings sieht er viel weniger aus dem Ei gepellt aus wie die anderen G?ste. Seine Krawatte sitzt ein bisschen zu locker, und das ma?geschneiderte schwarze Jackett steht offen. Es macht den Eindruck, als h?tte er sich besonders viel Mühe dabei gegeben, so derangiert wie m?glich auszusehen. Als würde er zu viele dieser Veranstaltungen besuchen und w?re ihrer mit der Zeit überdrüssig geworden.

Wahrscheinlich spricht er mich an, weil ihm langweilig ist.

M?glichst unauff?llig sehe ich mich um. Normalerweise gibt es in so einer Situation immer eine Gruppe von Jungs, die in wenigen Metern Abstand auf ihren Freund warten und sich k?stlich über mich amüsieren. Jetzt scheint uns allerdings niemand zu beobachten, was mich beinahe noch skeptischer werden l?sst.

?Hallo?, gebe ich zurück. Meine Stimme klingt hart und abweisend und ist das Spiegelbild meiner Emotionen.

Der Typ l?sst seinen Blick einmal über meinen gesamten K?rper wandern, nur um dann ein wenig zu lange am tiefen Ausschnitt meines Kleides h?ngen zu bleiben.

?Dich habe ich hier noch nie gesehen?, f?hrt er fort und sieht mir wieder in die Augen. Und als sich sein Mund langsam zu einem L?cheln verzieht, macht es klick.

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