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Save You (Maxton Hall, #2)(16)

Author:Mona Kasten

?Ich bin hier, Lin?, sage ich und trete hinter der Treppe hervor.

?Ich habe ihnen meine Meinung gesagt?, knurrt sie, w?hrend sie auf mich zukommt. ?Solche Idioten. Was hatte es mit Keshav auf sich??

Stirnrunzelnd sehe ich in die Richtung, in die er verschwunden ist. ?Ich habe keine Ahnung.?

Das erste To-do des Veranstaltungsteams an diesem Nachmittag ist das Verpacken der Wichtelgeschenke. Die Schülerinnen und Schüler hatten in den letzten beiden Wochen Gelegenheit, Geschenke bei uns abzugeben, die dann traditionell am letzten Tag vor den Weihnachtsferien in den Klassen verteilt werden.

Normalerweise liebe ich es, die Briefe und Sü?igkeiten zusammenzubinden und in die kleinen Weihnachtsmann-Beutel zu packen, mit denen unsere Unterstufen-Postboten dann von Klassenraum zu Klassenraum gehen. Doch trotz der Weihnachtslieder, die wir angeschaltet haben, ist dieses Mal die Stimmung gedrückt.

Wahrscheinlich liegt es daran, dass überdurchschnittlich viele der Briefe an die Beauforts adressiert sind und wir uns zun?chst nicht entscheiden k?nnen, was wir mit ihnen anstellen sollen. James und Lydia sind momentan nicht in der Schule, k?nnen sie also nicht selbst entgegennehmen, und ich bezweifle, dass es ihnen recht w?re, wenn wir sie zu ihnen nach Hause schickten. Ich wünschte, ich k?nnte die beiden einfach fragen, ob sie die Briefe wollen oder nicht. Da das aber keine Option ist, entscheiden wir per Abstimmung im Team und beschlie?en, sie vorerst zurückzuhalten. Schlie?lich wissen wir ja auch nicht, was in ihnen steht und ob sich irgendjemand m?glicherweise einen geschmacklosen Scherz erlaubt hat.

Den Rest des Meetings ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich auf den leeren Stuhl starre, auf dem James gesessen hat, als er seine Strafe bei uns abgearbeitet hat. Anscheinend würde mich ab sofort wirklich alles an ihn erinnern, dabei würde ich ihn und das, was wir miteinander erlebt haben, am liebsten einfach vergessen. Jedes Mal, wenn ich an ihn denke, fühlt es sich an, als würde jemand eine Hand in meinen Brustkorb sto?en, die Finger um mein Herz legen und fest zudrücken.

Ich bin so unsagbar wütend auf ihn.

Wie konnte er mir das antun?

Wie?

W?hrend mir beim Gedanken daran, irgendwen anders so nah an mich heranzulassen wie ihn, total schlecht wird, hat er, ohne zu z?gern, eine andere geküsst.

Und das Schlimmste ist, dass es nicht nur Wut ist, die ich im Moment für James empfinde, sondern auch Trauer und Mitleid. Er hat seine Mum verloren, und jedes Mal, wenn ich von glühend hei?er Wut auf ihn erfüllt werde, fühle ich mich schlecht. Dabei wei? ich, dass ich dafür eigentlich keinen Grund habe.

Es ist unfair und anstrengend, und als ich abends nach Hause komme, bin ich von dem Kampf, den all diese widersprüchlichen Gefühle in meinem Innern führen, v?llig geschafft. Der Schultag hat mir s?mtliche Energie geraubt, und ich bringe es nicht über mich, eine fr?hliche Fassade für meine Familie aufzusetzen. Seit Mum von Cordelia Beauforts Tod erfahren hat, behandelt sie mich wie ein rohes Ei. Ich habe ihr nicht erz?hlt, was zwischen James und mir vorgefallen ist, aber wie jede Mutter verfügt sie über diesen Instinkt, der ihr bestimmte Dinge verr?t. Beispielsweise, wenn die eigene Tochter Liebeskummer hat.

Ich bin froh, als ich mich abends endlich ins Bett fallen lassen kann. Aber obwohl ich unendlich müde bin, w?lze ich mich über eine Stunde lang von einer Seite auf die andere. Hier gibt es nichts, was mich ablenken kann. Es gibt nichts mehr zu tun, nichts, was sich zwischen mich und meine Gedanken an James dr?ngen kann. Ich lege einen Arm übers Gesicht und kneife die Augen zusammen. Ich will Dunkelheit heraufbeschw?ren, aber das Einzige, was ich sehe, ist James’ Gesicht. Sein angedeutetes, sp?ttisches L?cheln, das lebendige Funkeln in seinen Augen, der sch?ne Schwung seiner Lippen.

Mit einem Fluch werfe ich die Decke beiseite und stehe auf. Es ist so kalt, dass eine G?nsehaut über meine Arme kriecht, als ich zum Schreibtisch laufe und mir meinen Laptop schnappe. Ich gehe zurück zum Bett und ziehe die Decke so hoch es geht. Mit zurechtgerückten Kissen im Rücken klappe ich den Laptop auf und ?ffne den Browser.

Es kommt mir beinahe verboten vor, die Buchstaben in das Suchfeld einzugeben.

J-a-m-e-s-B-e-a-u-f-o-r-t.

Enter.

Es erscheinen 1?930?760 Ergebnisse in 0,50 Sekunden.

Oh Mann.

Direkt unter dem Suchfeld werden Bilder angezeigt. Bilder von James in ma?geschneiderten Beaufort-Anzügen und von James beim Golfen mit seinem Vater und dessen Freunden. Auf ihnen sieht er ordentlich und zurechtgemacht aus, so, als würde ihm die Welt zu Fü?en liegen.

Doch als ich mir die gesamten Bilderergebnisse anzeigen lasse, sieht man auch eine andere, weniger perfekte Seite von ihm. Es gibt eine Reihe unscharfer Handyfotos, auf denen eine jüngere Ausgabe von James sich dicht über einen Tisch und eine Linie aus wei?em Pulver beugt. Fotos, wie er Clubs betritt und verl?sst, mit Frauen im Arm, die mit Sicherheit ?lter als er sind. Fotos, auf denen er v?llig aufgel?st und offensichtlich betrunken ist. Der Unterschied zwischen diesem James und dem, der wie aus dem Ei gepellt neben seinen Eltern und Lydia bei irgendwelchen Galas steht, k?nnte nicht gr??er sein.

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